Dyckerhoff

Zahlreiche AERZEN Gebläse und Verdichter sichern die Material- und Brennstoffversorgung im Dyckerhoff Zementwerk in Lengerich.

Dyckerhoff im Münsterland ist in Deutschland der einzige Standort für sogenannten Tiefbohrzement. Das Material wird in die Bohrlöcher von Gas- und Erdölfeldern auf der ganzen Welt eingebracht, um die Außenwände in einer Tiefe von 6.000 bis 8.000 Metern abzudichten und zu stabilisieren. Die herrschenden Temperaturen und Drücke setzen dem Tiefbohrzement ordentlich zu – weshalb das Ausgangsgestein samt weiterer Zuschlagsstoffe ganz besondere Zusammensetzungen aufweisen muss. Und die gibt es in Deutschland nur in Lengerich.

Spezialisten für tiefe Löcher

Ob einfacher Portlandzement, spezielle Zementsorten für den Hoch- und Tiefbau, Hochofenzement oder Mischungen mit nanokristallinen Strukturen – Dyckerhoff verwendet als Ausgangsmaterial immer Kalkstein, der direkt vor der Haustür gefunden wird, und verschiedene Zuschlagstoffe. Diese Materialien werden gemischt, gut gemahlen und dann in einem Drehrohrofen erhitzt. Für diesen „Klinker“ wurde die Mischung einem Sinterprozess unterzogen. Die Sinterzone im Drehrohrofen 8 mit einer Länge von 58 Metern erreicht Temperaturen von etwa 1.500 Grad Celsius. Der Ofen ist einer von zwei Drehrohröfen in Lengerich, die Dyckerhoff im Jahr 2001 in Betrieb genommen hat und die aufgrund ihrer hohen Energieeffizienz nach wie vor zu den modernsten Öfen in Europa gehören.

Gebläsetechnik für die Kraftstoffversorgung

Heiße Prozessluft zählt im Zementwerk ebenfalls zu den wichtigsten Energieträgern, weil die Hitze letztlich den Herstellungsprozess bestimmt. Dyckerhoff heizt mit Heizöl an und stellt dann auf Braunkohlenstaub um, der mit einer Brennerlanze in den Drehrohrofen geblasen wird. Die Braunkohle brennt sofort. Mit den Öfen ist Dyckerhoff zudem in der Lage, sogenannte Sekundärbrennstoffe zu verheizen. Hierbei handelt es sich um Fluff, eine feinfaserige Masse, die beim Recycling von Gelben Säcken anfällt.

Für die Versorgung des Brenners nutzt Dyckerhoff ebenfalls das Prinzip der pneumatischen Förderung. Hier kommen Delta Blower-Drehkolbengebläse (GM25, 304 bis 1452 m³/h, maximal 55 kW) von AERZEN zum Einsatz. Das Aggregat liefert einen Volumenstrom von 16 Kubikmetern pro Minute bei einer Motoranschlussleistung von 36 kW für die Förderung des Braunkohlenstaubes und des Fluff. Mit der neuen Generation 5 der Delta Blower hat AERZEN aktuell eine Serie im Feld, die vor allem durch ihre Effektivität besticht. Beide Einheiten sorgen bei Dyckerhoff dafür, dass der Brennstoff aus den Silos immer mit optimalem Druck und in ausreichender Menge an der Brennerdüse ankommt. Der größte Kostentreiber bei der Zementherstellung sind die steigenden Energiekosten. Das Unternehmen hat daraufhin reagiert, indem es zunehmend abgeleitete Brennstoffe einsetzt. Die Verbrennung von Fluff bringt aber auch ökologisch jede Menge Vorteile mit sich, weil Primärenergieträger eingespart werden. Eine Tonne Fluff liefert in etwa den gleichen Brennwert wie eine Tonne Braunkohle.

Der während des Produktionsprozesses entstehende Staub wird mit der elektrischen Gasreinigung (EGR) abgeschieden und in Silos gesammelt. Anschließend wird der EGR-Staub in den Prozess zurückgeführt – dies geschieht über ein Fördersystem, bei dem AERZEN Delta Screw-Aggregate (VML 18, 380 bis 1.190 m³/h, maximal 75 kW) für den notwendigen Volumenstrom von 18 Kubikmetern pro Minute in den Rohrleitungen sorgen. Elektrofilter sind heute eine etablierte Technik, um den Staub aus der Abluft zu entfernen und Reinstaubgehalte von deutlich unter 10 mg/m³ sicher zu gewährleisten. Dyckerhoff setzt kleinere Drehkolbengebläse (GM4 S, 46 bis 342 m³/h, maximal 15 kW) von AERZEN ein, die über einen pneumatischen Boden Luft in das Silo einblasen und das Material regelmäßig mit einer Luftmenge von sechs Kubikmetern pro Minute durchmischen. Dieses Verfahren verhindert das Verklumpen von Feinmaterial im Silo.

Platziert ist die Anlage im Bereich der Rohaufbereitung des Rohmehls. Hier übernimmt eine Vertikalmühle die Zerkleinerung des Kalksteins zu einem feinen, vorgetrockneten Mehl, das aus einer Vorratssiloanlage durch Transportrohrleitungen in den mehr als 100 Meter hohen Wärmetauscher geblasen wird. Hier wird das Rohmehl auf Temperatur gebracht und durchfließt dabei auf dem Weg immer heißere Zonen bis schließlich der Ofeneinlauf des Drehofens erreicht ist. Delta Screw-Aggregate vom Typ VML 18 mit einer Motorleistung von 45 kW, einem Druck von 2,25 bar und einem Volumenstrom von je 1.080 Kubikmetern pro Stunde halten das Transportnetz vom Lagersilo zum Ofen in Gang. AERZEN bietet einstufige ölfreie Schraubenverdichter in verschiedenen Größen mit Volumenströmen zwischen 950 und 15.000 Kubikmetern pro Stunde an. Die Aggregate sind als Universalgeräte konzipiert, auf maximale Energieeffizienz ausgelegt und bieten die Möglichkeit, beliebige Verdichter und Zubehörkomponenten modular zu kombinieren. So können die Verdichter an die jeweilige Anwendung angepasst werden. 

Zusammenarbeit auch bei der Wartung

Drehöfen sind allein schon wegen des hohen Energieeinsatzes beim Anfeuern auf kontinuierlichen Betrieb ausgelegt. Zudem sind diese Anlagen überaus empfindlich bei Temperaturänderungen, weil die Auskleidung im Inneren durch wechselnde Heiß- und Kaltphasen unweigerlich Schaden nehmen würde. Dann wären Reparaturen angesagt, die mit einer Woche Stillstand verbunden sein können – eine lange Zeit, die für Dyckerhoff automatisch Produktionsausfall bedeuten.

Die Unternehmensgruppe setzt deshalb ausschließlich Technik ein, die ausfallsicher eine hohe Verfügbarkeit erreicht – flankiert von Servicedienstleistungen. Die Zusammenarbeit mit AERZEN ist deshalb auf Serviceebene sehr eng und läuft bei der vorbeugenden Instandhaltung Hand in Hand: Während sich ein Servicetechniker von AERZEN auf den Weg macht, beginnt die Instandhaltung in Lengerich bereits damit, Arbeiten vorzubereiten.